Es wird vorbei gewesen sein
Hi, mein Name ist Christoph Benkeser. Du bist bei Grundrauschen gelandet, einem Newsletter zu sogenannten Subkulturen in Österreich. Hier bespreche ich einmal im Monat, was in der österreichischen Musik noch passiert, außerdem gibt es aktuelle Veröffentlichungen, die gut sind oder schlecht.
Heute im Newsletter: Interviews mit dem Staummtisch und Danny Brown, der hat zwar nix mit Österreich zu tun aber so ist das halt. Außerdem: Links zum Lesen und neue Musik zum Ausklingen. Aber davor …
Grundrauschen zum Tag
Alte Skirennläufer-Weisheit: Hinten raus wird’s immer zach. Dann beißt man durch und zwickt zusammen, weil irgendwann wird es vorbei gewesen sein. So geht es mir mit 2023. Dieses Jahr fährt mit dem Futur 2 durchs Ziel. Es war eh schön, aber wenn man mal in die Runde fragt, wie’s gerade läuft und alle augenrollend mit den Schultern zucken, kann man schon sagen: Es passt dann auch wieder.
Und so ist das also. 2023 war und ist und wird irgendwas gewesen sein. Ich fand’s ganz ok, aber ich les ja schon länger nur noch den Sportteil. Was hilft. Wie manch andere Dinge auch. Aber das muss man schon selber wissen.
Mehr mag ich heut jedenfalls nicht schreiben. Und mehr habt ihr auch nicht zu erwarten. Es wird dann schon bald wieder weitergehen mit dem Rauschen. Bis dahin, baba trara!
Grundrauschen kann man abonnieren, kostet ja nix
Im Interview: Da Staummtisch
DA STAUMMTISCH macht immer noch Hip-Hop. Weil der Punchline-Dreier inzwischen mehr Zeit am Spielplatz als im Studio verbringt, haben sich die Themen aber der Lebensrealität angepasst: Kreuzweh statt Kieferbruch, letzter Tag statt erster Morgen, Apfel und Birnen statt Hopfen und Malz. „Nirwana” (via Tonträger Records) ist wahrscheinlich deswegen eine gute Platte geworden. Warum sich die harten Jungs trotzdem anscheißen sollten, haben ANDREAS STAUDINGER und HANNES PUCHNER ohne ROLAND GLOCKNER besprochen.
Auf „Kreiz min Kreiz” geht’s konsequenterweise ums Kreuz. Wer hat’s am Rücken?
Hannes Puchner: Der Roleee und ich. Den Bandscheibenvorfall hab ich mir Gym aufgerissen – beim Tischtennisspielen in der Pause. Deshalb hab ich gefühlt immer schon Kreuzweh gehabt, manchmal sogar auf dem Niveau: Sanitäter heben dich in den Krankenwagen, um dich zum Orthopäden zu führen, der dich wieder einrenkt, damit du halbwegs gehen kannst.
„Es macht Knacks und i fühl mi wie im Garten Eden.”
Hannes Puchner: Die Idee dafür kommt von mir! Dem Roleee geht’s aber ähnlich. Früher hat der Basketball auf Fast-Bundesliga-Ebene gespielt. Dann hat ihm das Kreuz reingeschissen. Deshalb sag ma: Des Kreuz is a Luada!
Andreas Staudinger: Host amal die 30 erreicht, fehlt die Leichtigkeit.
Das vollständige Interview ist auf mica erschienen.
Sehr geehrter Herr Berserker …
»In vier Jahren sammelt sich einiges an, glaube mir. Davon kann ich nämlich ein Lied singen. Was heißt eines... In meinem Fall sind es 22 Lieder, die du dir auf meinem neuen Album anhören kannst.«
Radio Gaga
Heute machen wir wieder Radio – der geschätzte Kollege SCHIMANSKI kommt zu Marion und mir ins Radio-Orange-Studio am Gaußplatz. Es wird schöhöhön!
Im Interview: Danny Brown
Danny Brown ist trocken. Und schlecht gelaunt. Gestern flog der Rapper, der mit »Quaranta« gerade sein sechstes Album veröffentlichte und zu den wenigen Hip-Hop-Artists auf Warp Records gehört, von Austin nach London. Heute blicken mich zwei jetgelaggte Augen vor ausgeblurrtem Hintergrund an. Bock auf Interview? Eher nicht so. 20 Minuten haben wir trotzdem. Also sprechen wir über den Alkoholentzug, den der 42-Jährige zuletzt gemacht hat und über ein vorläufiges Happy End im Kaninchenbau.
Ich habe gerade das Video von deiner Listening Session fürs neue Album gesehen – veranstaltet von einer Tequila-Marke. Ein bisschen seltsam, oder?
Sponsoring ist Sponsoring. Wenn du in der NBA spielst, kannst du dir auch nicht aussuchen, ob die von Heineken gesponsert wird. Außerdem trinken eh alle, ich halt nicht mehr.
Du bist 245 Tage trocken, wenn ich richtig gerechnet habe.
Ich bekomme dafür eine Nachricht auf mein Handy, aber ich hab ewig nicht mehr drauf geschaut. Warte mal kurz, ich check kurz, ob du eh recht hast. Es sind ... 245 Tage.
Das ist richtig gut!
Klar, ich bin jetzt glücklicher, aber ich glaub nicht, dass ich eine Auszeichnung dafür verdiene, weil ich etwas getan habe, das ich schon vor langer Zeit hätte tun sollen.
Na ja, doch.
Ja, von mir aus, aber es ist doch egal. Ich möchte andere Menschen dazu inspirieren, dass sie sich auch ändern können, wenn sie es wollen. Darum geht’s mir mittlerweile.
Das vollständige Interview erscheint irgendwann bei HHV.
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Was diesen Monat rauscht
Udasi – Nostalgia Experiments
Überall Stress, alle crazy – aber hier ausnahmsweise mal Stille und Frieden und jetzt psssscht.
Mondnacht – No one hears my suffering screams of my futile existence
Nicht gerade eine innere Blumenwiese, sondern eher die Rasierklinge, die man sich in den Arm stopft, halt auf musikalisch.
galoppierende Pferde – Antikreuzzug
Irgendwer hat hier zehn Lieder aufgenommen, die sind nicht gerade besser als die letzten von Taylor, aber auch nicht schlechter, dabei haben die wirklich gar nix miteinander zu tun.
Deniza Guess – FINE
Wenn man seit drei Jahren in die Psychotherapie geht und halbwegs eine Starmania-Stimme hat, kommt das dabei raus.
Dino Spiluttini – Death Chants II (Slowed and Reverb Version)
Den alten Kram bissl runterdingsen, ein paar Drogenreferenzen einbauen und schon kann man so tun, als hätt man wieder was gemacht, bevor das Jahr dann wirklich vorbei ist.
BYDL, Nadeshda, Morast, Julia Just, Poppet, bbbs, RIO OBSKUR – BYDL x Nadeshda Split
Wenn ein MANN auf seiner GITARRE spielt, ganz EINSAM und VERTRÄUMT, um mal auch ein paar GEFÜHLE zu zeigen, ist das ja bekanntlich immer ganz schön.
Molly – Picturesque: Piano Sessions
Alles wird besser, wenn man am Piano ein paar weiße Tasten spielt – sogar hämmorhoidisches Gejammer.
Lila Lila – Unfinished Feelings
Im Zug sitzen und Mucke hören, rausschauen und wegdriften. Jahaaaa, so muss das sein mit diesen ungefinishten Gefühlen. Und bei den schönen Videos, die Lila Lila aus dem Zug gemacht hat, muss man dann gar nicht mehr im Zug sitzen, sondern nur noch die Mucke hören.
L Twills – [After her Destruction]
Nicht auf der Buchstabensuppe dahergeschwommen ist L Twills, die kommt aus Hamburg oder war mal dort, jedenfalls jetzt in Wien – und bald gibt’s eine tolle Pop-Platte, der erste Track ist ja schon sehr gut.
Dates – Turning Points
Ersteklassefm4materialabernureinpaarsongsderrestkommtindensumpf.
jazzhand – verhous (eë editions)
Mikro aus dem Fenster hängen kann jeder, häh? Das beste Field-Recordings-Dings seit schon lange.
Restare – König der Irren
Gib mir den Hass, öffne die Arme, alles oder nichts, der gehängte Mann, Outro.
BYDL – Speedcomp 54
Und so, liebe Kinder, hat das geklungen, wenn wir DAMALS ins Internet wollten.
diverted attention – i wish i were normal
hdl, rolf, bock auf cs?
Yogitti – Herzraum Meditationen
Username checks out.
RYDO – Done Time
Er kann sie einfach, die schönen Melodien und Harmonien und generell ist das alles schöner als zum Beispiel die zweite Kassa beim Hofer.
Lillie Creatures – Child
Es gab mal eine Band, die hieß Pink Floyd und das war ja eigentlich ganz nett, aber heute will niemand mehr fünfundzwanzigminütige Gitarrensolos hören. Und da kommt dann Lillie Creatures und macht was anderes.
Narzissmus – Akt III: Erlösung (Erech Leleth)
Der Narzissmus steht beim Kaiserwasser und schaut böse. Passt eh, weil das ist ja böse Musik, bittescheen.
Haunted by the remote – Tropic of Pisces
Seattle ist nicht Graz und Graz ziemlich weit weg von Wien, aber vielleicht einigt man sich mal auf einen Sender und legt die Fernbedienung weg, ist ja einigermaßen gefährlich, an 9V Batteries rumzufummeln.
FIRN – Rohrschachfest (Natal Rec.)
Schon wieder Graz! Und zwar Firn. Von dem gibt’s ja auch immer wieder mal was zu hören, eigentlich ein verkanntes Genie, der wirklich gute Popsongs machen könnte, also mit Betonung auf könnte, weil wenn er wollte, würde das schon was werden können. Aber er mag eh nicht.
Bevor wir auseinandergehen …
2024 wird ein gutes Jahr, es kommt zwar erst, aber ich sag es mal.
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