Der Porsche ist sich leider nicht ausgegangen
Hi, mein Name ist Christoph Benkeser. Du bist bei Grundrauschen gelandet, einem Newsletter zu sogenannten Subkulturen in Österreich. Hier schreibe ich einmal im Monat auf, was in der österreichischen Musik noch passiert, außerdem gibt es aktuelle Veröffentlichungen, die gut sind oder schlecht.
Heute im Newsletter: Kein Text, ein Interview mit dem Kienzl und Links und das Übliche.
Grundrauschen zum Tag
Ich war am Strand und dann in Bremen, ja, in Bremen und jetzt bin ich ein paar Tage in Wien und krank, was sagt mir das, dass ich wieder fliehen sollte. An den Strand. In die Sonne. Von mir aus auch ins Weserstadion. Dort ist es besser. Wien war schon mal besser. Ich weiß es auch nicht besser.
Ja, schau. Das wird kein toller Text, das wird gar kein Text. Weil gestern hörte ich Coldplay und da kam es mir so, wieso soll ich mir eigentlich immer was anhören, andauernd wo reinhören, bitte, bitte reinhören, wenn ich auch einfach Coldplay hören kann. Das sind ja wenigstens ehrliche Gefühle und ich mag ehrliche Menschen, ich mag sie wirklich.
Der Herr Kollege Schimanski wird dreiundvierzig und wir trinken alkoholfreies Bier, er sagt, schau Slow Horses, da spielt Gary Oldman mit, das wird dir gefallen. Und ich sage, das hat mir doch schon mal jemand empfohlen. Als Nächstes schaue ich fünfzehn Stunden durchgehend diese Serie, sie ist sehr gut, einmal muss ich aufs Klo, sonst hätte ich das nicht ausgehalten.
Nächstes Jahr würde ich gerne in Pension gehen, kann man sich das vom Christkind wünschen, frage ich meine Mutter am Telefon und sie sagt, wann kommt ihr eigentlich.
Ich habe auf Teneriffa ein gutes Buch gelesen, das heißt, ich lese eigentlich nur noch Bücher von Judith Hermann, das sind dann ausschließlich gute Bücher, ich hasse schlechte Bücher. Deshalb fängt man am besten erst gar nicht damit an.
Irgendwer fragte mich kürzlich, was mein bestes Konzert dieses Jahr gewesen sei, was das für eine Frage sei, antwortete ich, das sei ja nun wirklich keine Frage, nach diesem Tiny Desk von Billie Eilish und dann prügelten wir uns wegen unterschiedlichen Meinungen.
Mein Lieblingsdeutscher schickt mir einen österreichischen Podcast, da, Harald Schmidt, den magst du doch, schreibt er und ich vergesse sofort den Namen des Podcasts. Dann höre ich den Podcast. Jemand spricht sehr behäbig, es könnte auch ein Sozialprojekt sein, aber das ist nicht Harald Schmidt, jetzt kommt Harald Schmidt. Vielleicht gehe ich das nächste Mal zum ersten Mal in die Volksoper.
Einer dieser Chefs ruft an, hallo, äh, da gibt es ein Problem, hast du das schon gesehen, hast du das gesehen, ich sage, fick dich und dann sage ich es nicht, ich wurde ja sehr gut erzogen.
Meine Freundin und ich, wir schauen seit ein paar Tagen Lost, da muss man immer mal dazu sagen, dass die ersten drei Staffeln richtig gut waren, danach hab ich mich aber auch nicht mehr ausgekannt. Jedenfalls gibt es das alles wieder auf Netflix. Da kann man dann schauen, bis der Beamer sagt, hallo noch wer da, und wir sind noch da, wir haben dich nicht vergessen.
Ich rauche mit Markus Kienzl einen Ofen in einem Heustadel, also gut, ich paffe nur, ich rauche ja nichts mehr und das merkt er auch, also gibt er mir den Ofen nicht mehr. Ich rauche dann eine Zigarette und wie ich so rauche frage ich mich, wieso heißt er nicht Martin und was will ich von ihm.
Ein Geheimnis sagt, das ist alles noch nicht in trockenen Tüchern, aber stell dir vor, McDonalds macht nächste Woche einen Dubai Donut und weißt du, wen wir für die Kampagne buchen, Moneyboy, der hat auch richtig Bock, aber er will 45k und wir wollen, dass er auf dem Parkplatz steht und so richtig große Autos Donuts um ihn rummachen, das haben wir schon abgehakt, allein schon wegen der Versicherung wird es das nicht geben, aber dann verteilt er halt Donuts auf der Mariahilferstraße, total krass, oder.
Sehr geehrte Reisende, wir beginnen nun mit dem Boarding für Flug OS103 von Wien nach München. Zuerst bitten wir alle Fluggäste mit Kindern, eingeschränkter Mobilität und Priority Boarding zum Gate.
Ich schaue auf YouTube, was mir YouTube gibt, das ist: der dicke Papa in Vietnam, eine alte Folge von Top Gear und die Bayern haben verloren, danach drei Stunden Quentin Tarantino bei Joe Rogan. Dann lösche ich mehr Emails, als ich bekomme und solange das so bleibt, muss ich leider noch ein bisschen was tun.
Grundrauschen gibt’s gratis
Radio Gaga
Heute ist der dritte Dienstag im Monat, das heißt: Heute läuft wieder Grundrauschen auf Radio Orange 94.0.
Markus Kienzl im Interview
MARKUS KIENZL kennen die, die ihn kennen. Nostalgische Kulturredakteure als Mitglied der SOFA SURFERS. Aufmerksame Abonnenten als Musikproduzenten zum Ibiza-Leiberl. Und sein Wikipedia-Artikel als unvollständige Auflistung einer erfolgreichen Karriere. Eine, die damals begann, in den Neunzigern. Und immer noch andauert. Für Filme und Serien und Videospiele und Tatorte. Zuletzt erschien „Three” (VÖ: Monoscope Audio), ein Soloalbum und ein „Heimkommen”, wie KIENZL im Interview sagt.
Ging sich der Porsche nicht aus oder ist Hip-Hop die sozialverträglichere Midlife-Crisis?
Markus Kienzl: Wie, der Porsche ist sich nicht ausgegangen, das hab ich ja immer schon gemacht.
Deswegen meine ich.
Markus Kienzl: Na, die letzten acht Jahre habe ich intensiv Filmmusik gemacht, andere Grenzen ausgelotet. Von Streicher-Arrangements bis hin zu Klaviergedudel. Das waren Ausflüge in Welten, die ich nicht kannte. Und daraus entstanden Soundtracks für Serien wie „Der Pass” oder „Die Ibiza-Affäre”. Daneben habe ich aber immer Lust gehabt, auf bummtschak gerade, minimalistische Beats zu machen – ohne immer genau auf die Emotion zu hören.
Also zurück …
Markus Kienzl: Zu meinen Roots, da fühl ich mich zu Hause, auch wenn ich gerne Filmmusik produziere. Deshalb mache ich das so, wie ich es kenne. Ich habe aber auch neue Einflüsse, ich höre ja viel.
Ja?
Markus Kienzl: Na, mich interessiert das voll. Ich bin sicher niemand, der sagt, früher war alles leiwander und jetzt ist es nur noch scheiße. Von denen gibt es genug, die klingen wie mein Großvater und schimpfen. Dabei müssten sie nur suchen. Es gibt neue Entwicklungen in allem. Natürlich bedient man sich da und dort. Aber das war immer schon so.
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»Sehr geehrter Herr Berserker …
Also, 1000 Flames haben gerade ihre neue EP "Metamorphosis" rausgebracht, und die ist echt mega!« (Promo-Mail von 1000 Flames)
Was diesen Monat rauscht
im Buy Music Club und hier …
Voyage Future – Unseen Portal (Vill4in)
Drei Chinesen und ein Kontrabass, da kam die Polizei und erzählte uns was, das ist derselbe Schas wie bei den Zimmerbrunnenmenschen, nur ohne des, äh, Kontinentalklimas?
Crack Rock – Lil Big Man
Der Engel ist gelandet, vom weit kommt er her und er sagt, das ist die Musik, die Engel machen, aber im Himmel gibt es nur diese Musik, wir nennen sie Engelsmusik, wer weiß.
The Zew – Zazel Wants To Fly (Numavi)
Ja, das ist gut und das sollte man auch hören, dass das gut ist, meine ich. Aber dann spielt nächstes Jahr am Donaufestival wieder irgendein internationaler Scheiß.
Szene Putzn – Stress
Komisch, auf dem Foto schaut ihr viel älter aus als 14.
Slaveson – Lack of Breath
Ich würd dafür kein Geld zahlen, aber man kann ja trotzdem sagen, dass da wer aufgestanden ist in der Früh oder später und dann was für den hohen Blutdruck gemacht hat.
Danny Drivr – People Pleaser
Sag mir, dass du nicht hackeln gehen magst, ohne dass du mir sagst, wann dein nächster AMS-Termin ist.
Fallaness – Sagenwelten (Running Wild Productions
Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitän schreibt man nicht mit drei f, man schreibt Donaudampfschiffahrtsgesellschaftskapitän.
Mike Inzinger – Final Report
Ja, es war nicht alles besser damals, aber das war schon besser, viel besser als was, als alles.
Radar Control – Final Waves (Stubenmusicstudio)
Komm, lass uns einfach den Doubie drehen, dann könnte das unter Umständen was werden.
Rio Obskur – hommage
Gudrun hat sich gestern drei Teile eingeschmissen, gute Teile, Gudrun geht es jetzt besser.
Luigi e Fudelio – Urlaub mit Niveau / Romantik pur
Entweder man lügt euch an oder ihr seid beratungsresistent, ps: Vorarlbergbonus
beauchamp*geissler - dato marginale (sama recordings)
Vor zwei Jahren haben wir noch gelacht, jahaha, Kassetten, was kommt als Nächstes. Aber die Musik ist eh schön.
sankt wuhan – sankt wuhan bleibt! (Fugbach)
Hättest das vor 35 Jahren rausgebracht in Wien, du würdest heute Dorfmeister heißen und hättest einen George-Clooney-Bart, fesch würden sie sagen, aber niemand würde das mehr hören.
Sine.Vie – Cloud 9
Manche machen Bürobeschallung und nennen das dann instrumentalen Hip-Hop, andere tragen diese komischen Hauben auf der Resthaarglatze und sagen, das sieht stylisch aus.
Neulaa – Rain / Home Phone
Kein Verständnis für die Gegenwart kann auch ein Geschenk sein.
Johannes D'Amico – Hypnosphere
Folgendes, ich mach ein Konzeptalbum, es geht um Schlaf, weißt eh, also dieser total interessante Zustand, bevor du einschlafst, hast du eigentlich schon mal von Ambientmusik gehört?
Blame One – Bounce & Nod (Soulchain Records)
Einen Beat vom Chill-Ill kennt man halt, da muss man nicht erst bis nach San Diego fahren.
The Mugwumps – Domino
Nach 25 Jahren weiß auch die Mama, das war nicht nur eine Phase.
Nicolussi – Compilation Tracks 2024
Demnächst bei Fellner Live, Nicolussi vs. Fussibussi, eine vollkommene Welt.
Little Miss Music – mazl
Ich geb es zu, ich hab wegen der süßen Hundeschnauze geklickt.
Oboskop – Shock Wave Phenomenon
Die Musik, für die man in den Rider einen Rotarymixer reinschreiben muss, weil damit mixt man dann die dreistündigen Übergänge, ist ja ganz klar.
the zephyr circuit – driver's lie sense
An den Titeln kann man meistens das allgemeine Humorpotenzial ablesen, da weiß man dann, ah ja, das sind lustige Leute oder Literaturwissenschaftsstudenten, die gerade Thomas Bernhard lesen, aber immer nur Bernhard sagen.
Natasha Moreno – Serenity in Exhaust
Ja, puh, was soll ich sagen, wenn sie sagt, dass das Kunst ist, wird es schon so sein, oder.
Lea Sonnek – LSP
Lea Sonnek, nie gehört, werde ich jetzt wohl öfter hören.
Ca.tter – 4th Motion EP (Dubsquare Records)
Jedes Mal, wenn bei Dubsquare Musik rauskommt, ist alles früher, dann gibt es nur diese Zeit, die irgendwann stehengeblieben ist und so ist es gut, glaub mir.
Marco Kleebauer – Destroyer
Wart, du bist doch der Marco, sag, willst du unser Soundparkactdesmonats sein.
Bevor wir auseinandergehen …
Wir haben kürzlichst Artmann gelesen und Jandl mit unseren lieben Achtzigjährigen und manche haben es nicht verstanden, glaube ich.